wirtschaft

Weltwirtschaft: Jobkrise trotz guter Konjunktur nicht überwunden - Erwerbslosigkeit bleibt hoch - Zahl der "arbeitenden Armen" wächst
(nf/red/25.01.11) Trotz des stabilen Wirtschaftsaufschwungs hält die weltweite Jobkrise an. Nach einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ist die Arbeitslosigkeit kaum zurückgegangen und bewegt sich auf ähnlich hohem Niveau wie im Krisenjahr 2009. Besonders betroffen seien die Industrieländer. Einzig in Deutschland sei es gelungen, einen massiven Anstieg der Erwerbslosigkeit durch Kurzarbeit und andere Stützungsmaßnahmen zu verhindern. Insgesamt stelle die schwache Entwicklung auf den Arbeitsmärkten ein enormes Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung dar, betonen die Autoren mit Blick auf den Wirtschaftsgipfel in Davos. Zugleich warnen sie: Weltweit wächst die Zahl der arbeitenden Menschen, die nicht genug verdienen, um der Armut zu entkommen.

Audio zum Thema (Autor: Matthias Widder

Audiodatei anfordern

Originaltext der ILO:

+++ Trotz wirtschaftlicher Erholung in vielen Ländern verharrt die Arbeitslosigkeit weltweit auf einem Rekordhoch. Immer noch sind einem heute veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge rund 205 Millionen Menschen auf der Welt arbeitslos, kaum weniger als im Krisenjahr 2009. Die Arbeitslosenrate lag 2010 bei 6,2 Prozent – nach 6,3 Prozent im Vorjahr, wie die „Globalen Beschäftigungsrends“ („Global Employment Trends“) der ILO zeigen. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 lag die weltweite Arbeitslosenquote bei 5,6 Prozent. Durch die Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Arbeitslosen weltweit um 27,6 Millionen im Vergleich zu 2007.

In ihrem am Vortag des Weltwirtschaftsgipfels in Davos veröffentlichten Bericht prognostiziert die UN-Sonderorganisation eine weltweite Arbeitslosenrate von 6,1 Prozent im Jahr 2011. Damit werden 203,3 Millionen Menschen auf der Welt ohne Arbeit sein. Die schwache Entwicklung auf den Arbeitsmärkten steht dabei in scharfem Kontrast zu anderen Indikatoren wie Wirtschaftswachstum, Börsen, Welthandel und privatem Konsum, die alle wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht haben.

„Wir stehen überall vor derselben Herausforderung“, sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. „Wir müssen die bisher übliche Wirtschaftspolitik überdenken und die Schaffung von guter Arbeit zum zentralen Ziel neben Wachstum, niedriger Inflation und ausgeglichenen Haushalten machen.“

Zwar erwarten die Experten der Internationalen Arbeitsorganisation für 2011 ein Weltwirtschaftswachstum in Höhe von 4,2 Prozent. Doch sehen sie angesichts der schwachen Entwicklung auf den Arbeitsmärkten mit ihren negativen Folgen für die Nachfrage, einer hohen Verschuldung öffentlicher und privater Haushalte sowie anhaltender Probleme auf den Finanzmärkten ein erhöhtes Risiko für die künftige konjunkturelle Entwicklung. „Es kann keine nachhaltige konjunkturelle Erholung geben ohne eine Erholung auf den Arbeitsmärkten“, erklärte der Direktor der ILO Deutschland, Wolfgang Schmidt. Die Autoren des Berichts empfehlen, bei allen Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung Maßnahmen zum Erhalt beziehungsweise zur Schaffung von Arbeitsplätzen nicht zu vernachlässigen.

Besonders stark betroffen von der Krise waren die Industrieländer. Zwischen 2007 und 2010 stieg hier die durchschnittliche Arbeitslosenrate von 5,8 auf 8,8 Prozent. Für 2011 prognostiziert die ILO eine leichte Erholung, doch selbst dann dürfte die Arbeitslosenquote noch um die Hälfte über dem Stand vor der Krise liegen. Eine Ausnahme stellt lediglich Deutschland dar, wo Kurzarbeit und andere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen einem Anstieg der Arbeitslosigkeit erfolgreich entgegenwirkten.

1,53 Milliarden Menschen, das sind rund die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der Welt, arbeiteten dem Bericht zufolge 2009 unter ungesicherten Bedingungen. Der Anteil der Beschäftigten mit einem Verdienst von umgerechnet 1,25 Dollar pro Tag lag 2009 bei 20,7 Prozent – das entspricht 630 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. 40 Millionen mehr Menschen als vor der Krise zählen inzwischen zu diesen arbeitenden Armen.

Der Bericht zeigt außerdem auch, dass die Krise die bereits existierenden Probleme auf den Arbeitsmärkten noch verschärfte. So stieg die Jugendarbeitslosenrate von 11,8 Prozent im Jahr 2007 auf 12,6 Prozent im vergangenen Jahr. +++

Infolink zur Originalquelle

Hinweis der Redaktion: Für den Inhalt dokumentierter Texte sind die angegebenen Autoren verantwortlich. NachrichtenFormat.de gibt keine Gewähr für Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit.
 
 

Datenschutzhinweis
NachrichtenFormat.de sammelt und verarbeitet keine personalisierten Nutzerdaten, kann aber nicht ausschließen, dass Webdienste, mit denen der Betrieb des Portals verbunden ist, dies tun, etwa über die Verwendung von Cookies. Durch die Nutzung von NachrichtenFormat.de stimmen Sie dem zu. Mehr
Recherche

Suchwort eingeben
und Thema auf
NachrichtenFormat.de
recherchieren: 


Hier geht's zur Suche!

Meistgesucht: Flüchtlinge /
Schuldenkrise / Arbeitsmarkt /
Konjunktur
/ Klimawandel

Themen
Konjunktur
Absturz 2020 weniger hart
Corona
Globale Bildungskrise 
Scholz und die SPD
Wille zur Macht
Forscher warnen
Kommt die "Heißzeit"?
Brexit
Zug nach Nirgendwo?

Buchtipps
Alternde Gesellschaft
Keine Panik?
Netzkultur
Neue Entpolitisierung
DDR
Opportunismus und
Selbstbehauptung
Generationen
Nach uns die Sintflut?
Digitalisierung
Datennehmer und Datengeber