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Naturkatastrophen: Gefahr für Kinder in den ärmsten Regionen der Welt wird Jahr für Jahr größer - Aufruf zu mehr "Investitionen in die Widerstandskraft"
(nf/red/09.05.11) Die Weltgemeinschaft muss mehr tun, um die Bewohner bedrohter Erdregionen besser vor den Folgen von Naturkatastrophen zu schützen. Das fordert das Kinderhilfswerk Unicef in seinem Bericht zur "Lage der Kinder in Krisengebieten 2011". Demnach sind immer mehr Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern von extremen Naturereignissen betroffen, die Tod, Krankheit und Verwüstung bringen. Am heftigsten darunter zu leiden haben meist die Ärmsten und Schwächsten, allen voran Kinder. Unicef verweist darauf, dass in vielen Krisengebieten "ganze Generationen von Kindern in einem permanenten Ausnahmezustand" aufwachsen. Dabei rechnet die Organisation damit, dass der fortschreitende Klimawandel die Zahl der Katastrophen weiter in die Höhe treiben wird. Die notwendige Antwort seien "rechtzeitige Investitionen in die Widerstandskraft der ärmsten Kinder und ihrer Gemeinden".

Originaltext von Unicef:

+++ (...) Jedes Jahr sind heute bereits über 200 Millionen Menschen vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern unmittelbar von Überschwemmungen, Dürren oder schweren Stürmen betroffen. Nach Schätzungen von UNICEF sind mindestens die Hälfte der Opfer Kinder. Sie werden getötet, verletzt, leiden an Krankheiten durch Mangelernährung, unsauberes Wasser und schlechte hygienische Bedingungen. Die überlebenden Jungen und Mädchen sind oft jahrelang mangelhaft versorgt und können nicht zur Schule gehen.

Rund 70 Prozent aller Katastrophen sind heute klimabedingt. Zu Anfang des Jahrtausends waren es 50 Prozent. UNICEF rechnet damit, dass diese Bedrohung in den Entwicklungs- und Schwellenländern weiter anwachsen wird. In den kommenden Jahren werden jedes Jahr rund 175 Millionen Kinder unter den Folgen extremer Wetterphänomene zu leiden haben – gegenüber 66 Millionen Ende der 1990er Jahre. Diese Entwicklung verhindert Fortschritte bei der Verwirklichung der Millenniumsziele oder macht sie wieder zunichte.

„Kinder in den Entwicklungsländern leiden am häufigsten und am härtesten unter den Folgen klimabedingter Katastrophen“, erklärte Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender UNICEF Deutschland. „Rechtzeitige Investitionen in die Widerstandskraft der ärmsten Kinder und ihrer Gemeinden ist eine notwendige Antwort auf den Klimawandel. Und es ist der kostengünstigste Weg, mögliche Schäden zu verringern.“

Hilfsaufruf für Kinder in 32 Krisenländern


Der UNICEF-Bericht gibt einen Überblick über die Lebenssituation von Kindern in 32 Krisenländern- und Regionen – zwei Drittel davon auf dem afrikanischen Kontinent. In den oft chronischen und komplexen Krisen verstärken sich Naturkatastrophen, Armut und von Menschen gemachte Krisen wechselseitig. Am Horn von Afrika, in den Staaten der Sahelzone aber auch in Ländern wie Pakistan, Afghanistan oder Haiti wachsen ganze Generationen von Kindern in einem permanenten Ausnahmezustand auf.

Naturkatastrophen wirken in solchen schwachen Staaten oder Regionen besonders zerstörerisch. Denn sie treffen Gemeinden, in denen viele Kinder mangelernährt sind, an Krankheiten leiden und nur ein notdürftiges Dach über dem Kopf haben – zum Beispiel in Flüchtlingslagern.

Klimawandel erfordert stärkere Prävention


UNICEF hat im Jahr 2010 in 290 akuten humanitären Krisensituationen in 98 Ländern der Erde Kindern und ihren Familien geholfen. Angesichts des Klimawandels fordert UNICEF die internationale Gemeinschaft auf, die Gemeinden stärker strategisch auf Notfälle vorzubereiten. Humanitäre Hilfe und langfristige Entwicklungsarbeit müssen besser ineinander greifen.
  • In Bangladesch und Vietnam konnte UNICEF zum Beispiel die Zahl der Todesfälle bei Stürmen und Überschwemmungen durch bessere Frühwarnsysteme und Zufluchtsmöglichkeiten deutlich senken. Zehntausende Kinder lernen in  landesweiten Programmen schwimmen – ein wichtiger Schutz vor Ertrinken.
  • In Äthiopien hat UNICEF mit der Regierung ein umfassendes Programm entwickelt, um Kinder vor Mangelernährung zu schützen. Vor den so genannten „Hungerperioden“ informieren Helfer intensiv über Kinderernährung. Bereits geschwächte Kinder werden identifiziert und in Ernährungszentren behandelt. Jährlich können dort heute 200.000 schwer mangelernährte Kinder Aufnahme finden – gegenüber 135.000 in 2009.
  • In Myanmar hilft UNICEF den lokalen Behörden sturmsichere Gesundheitszentren und Schulen einzurichten. Das Land wird häufig von Zyklonen heimgesucht. Ziel ist es, gemeinsam den entwickelten Standard überall in Myanmar zu verbreiten.
  • In Zentralasien (Tadschikistan, Kasachstan und Usbekistan) setzt UNICEF gemeinsam mit der Europäischen Kommission ein großes Ausbildungsprogramm für 10.000 Lehrer und Regierungsbeamte um. Sie lernen hier, Katastrophenrisiken einzudämmen und die Sicherheit in Schulen zu verbessern.
Insgesamt braucht UNICEF im Jahr 2011 für seine weltweiten Nothilfeprogramme für Kinder rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Das meiste Geld wird nach der Flut in Pakistan (296 Mio) und dem Erdbebens in Haiti (157 Mio) benötigt. Auch im Sudan (162 Mio), Simbabwe (119 Mio) und der Demokratischen Republik Kongo (115 Mio) ist der Bedarf an Hilfe für Kinder hoch.

Globale Plattform zur Eindämmung von Katastrophenrisiken

In Genf kommen vom 8. bis zum 13.Mai über 2000 Experten aus Politik und Wissenschaft, der Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Sie diskutieren über Strategien und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Risiken durch Naturkatastrophen. Die Konferenz ist das wichtigste internationale Forum für Katastrophenvorsorge und Katastrophenhilfe. UN Generalsekretär Ban Ki-moon eröffnet sie am 10. Mai.

(...) +++

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