gesellschaft

Wählergunst: SPD steuert auf den Abgrund zu - Historisches Tief bei Umfragewerten
(nf/red/02.02.18) Seit Monaten fährt die SPD einen Schlingerkurs, der viele Beobachter fassungslos zurücklässt. Dennoch gibt sich die Parteiführung überzeugt, dass ihr Weg, als Mehrheitsbeschaffer für eine Fortsetzung der Kanzlerschaft Angela Merkels zu fungieren, der richtige ist. Beflissen verweisen SPD-Spitzenvertreter auf sozialdemokratischen Gestaltungswillen und sachpolitische Erfolge bei den laufenden Koalitionsverhandlungen mit der Union. Unter den Stammwählern der einstigen Arbeiterpartei scheint jedoch eine ganz andere Sichtweise die Oberhand zu gewinnen. Immer weniger von ihnen unterstützen offenbar das Vorgehen der Parteioberen, wie der aktuelle ARD-Deutschlandtrend von Infratest-dimap zeigt. Demnach stürzt die SPD in der Wählergunst auf einen historischen Tiefpunkt von 18 Prozent, während alle anderen Parteien hinzugewinnen oder stabil bleiben. Zunehmend kritisch gesehen wird SPD-Chef Martin Schulz. Nur noch ein Viertel aller Befragten ist mit seiner Arbeit zufrieden.

Originaltext von Infratest-dimap:

+++ Union und SPD verhandeln derzeit über die Bildung einer Großen Koalition. In der Bevölkerung stößt ein solches Bündnis auf ein eher verhaltenes Urteil: 46 Prozent bewerten eine Große Koalition als sehr gut oder gut, 52 Prozent stehen ihr hingegen ablehnend gegenüber. Während die Anhänger der Union diese Koalition mit deutlicher Mehrheit unterstützen, ist das SPD-Lager in dieser Frage gespalten ist. Im Vergleich zu 2013 ist die Akzeptanz für dieses Bündnis deutlich geringer.

Die zwischen Union und SPD ausgehandelte Verständigung beim Familiennachzug von Bürgerkriegsflüchtlingen wird von der Mehrheit der Bevölkerung (54 Prozent) als Schritt in die richtige Richtung begrüßt, gut ein Drittel (38 Prozent) ist gegenteiliger Auffassung.

Wenig Verständnis hat die Bevölkerung hingegen für die lange Regierungsbildung, die nun seit gut vier Monaten andauert – so lange wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Lediglich 28 Prozent äußern dafür Verständnis, die deutliche Mehrheit (71 Prozent) hat kein Verständnis dafür. Dabei gibt es Befürchtungen, dass Deutschland Einfluss in der EU verliert (63 Prozent) bzw. dass wichtige innenpolitische Fragen derzeit nicht angegangen werden (64 Prozent).

Aus Sicht der Bürger ist das Gewicht bei den Koalitionsverhandlungen ungleich verteilt: Eine Mehrheit (57 Prozent) ist der Ansicht, dass die CDU in den Gesprächen die stärkste Verhandlungsposition hat, 21 Prozent sehen hingegen die SPD im Vorteil. Jeder Zehnte (9 Prozent) ist der Meinung, dass die CSU die besten Aussichten hat ihre Ziele in den Gesprächen durchzusetzen. Nach Abschluss der Verhandlungen können die  rund 445.000 SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen. 58 Prozent der Wahlberechtigten finden das Mitgliedervotum richtig, 38 Prozent lehnen es ab. In der SPD-Anhängerschaft findet der Mitgliederentscheid zwar überdurchschnittlich starke Zustimmung, immerhin drei von zehn SPD-Anhängern stehen diesem Instrument innerparteilicher Beteiligung jedoch ablehnend gegenüber. Im Falle eines Scheiterns der GroKo-Verhandlungen spricht sich eine Mehrheit der Bürger für eine Neuwahl des Bundestags aus (56 Prozent), 40 Prozent für eine Minderheitsregierung der CDU/CSU.

Aktuell haben sich die Parteistärken und Koalitionsmöglichkeiten gegenüber der Bundestagswahl nicht wesentlich geändert. Die Union würde aktuell einen Stimmenanteil von 33 Prozent erreichen (unverändert im Vergleich zu Anfang Januar) und wäre damit weiterhin mit großem Abstand stärkste Kraft. Die SPD verliert 3 Punkte und käme auf 18 Prozent – der niedrigste bisher im ARD-DeutschlandTREND gemessene Wert für die Sozialdemokraten. Die AfD gewinnt 1 Punkt hinzu und erreicht 14 Prozent. Auch FDP (10 Prozent +1) und Linke (11 Prozent, +2) verbessern sich leicht. Die Grünen liegen wie im Januar bei 11 Prozent.

Die Schwäche der SPD geht einher mit einer Ansehensschwäche des Parteivorsitzenden, dessen Rückhalt in der Bevölkerung weiter sinkt. Aktuell sind nur noch 25 Prozent mit seinem politischen Wirken sehr zufrieden bzw. zufrieden – minus 5 Punkte im Vergleich zum Vormonat. Dies ist der niedrigste bisher für Schulz im ARD-DeutschlandTREND gemessene Wert. Auch die Zufriedenheit mit Angela Merkel ist seit der Bundestagswahl rückläufig. Hinzu kommt ein schwindender Rückhalt für eine erneute Kanzlerschaft Merkels. Mit 51:46 Prozent halten sich Befürworter und Gegner einer weiteren Amtszeit Merkels in etwa die Waage.    

(...)

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